Am Ende fehlten 17 Sekunden zu Platz drei: mit zwei Niederlagen beim „Final Four“-Turnier verabschiedet sich das Hessenliga-Team der Roten Teufel Bad Nauheim aus der Saison 2021/22 und belegt am Ende den vierten Platz. Nach einer (durchaus einkalkulierten, aber dennoch umkämpften) 5:8 (3:3, 1:5, 1:0)-Niederlage im Halbfinale am Samstag musste man sich einen Tag später (allerdings unnötigerweise) im Spiel um Platz drei den Eifel-Mosel-Bären aus Bitburg mit 4:5 (1:2, 3:1, 0:2) geschlagen geben. In diesem Match trafen die Rheinland-Pfälzer, die in der Hauptrunde keinen einzigen Punkt gegen die Kurstädter einfahren konnten, 17 Sekunden vor dem Ende durch Golumbeck zum Sieg, der seinen Bären somit den dritten Rang in der Abschlusstabelle sichert. „Natürlich war am Ende auch für uns der dritte Platz drin, aber noch vor drei Wochen waren wir so gut wie raus, was die Teilnahme am Endturnier anging. Somit sind wir froh, dass wir dabei waren und es bis kurz vor Schluss offen gehalten haben, auch wenn mehr möglich war. Nächste Saison greifen wir wieder an“, so RT-Coach Martin Flemming nach der unglücklichen Niederlage gegen Bitburg.

Schwaches zweites Drittel gegen Lauterbach nahm Chancen auf Finalteilnahme

Gegen Turnier-Gastgeber Lauterbach starten die Roten Teufel am Samstagabend denkbar ungünstig in das Wochenende: bereits nach 39 Sekunden zappelte die Scheibe zum ersten Mal im Netz von RT-Goalie Nicolas Moll, der auch beim 2:0 rund vier Minuten später keine Abwehrchance hatte. Die Luchse, die alle drei Punktspiele gegen die Wetterauer mit jeweils acht eigenen Treffern für sich gestalten konnten, waren auch diesmal das dominierende Team und nach dem 3:0 durch Bruch (10.) schien alles so zu laufen, wie es sich die rund 100 Luchse-Fans im Lauterbacher Stadion erhofft hatten. Die Gäste kämpften sich aber zurück in die Partie: Stark, Rost und Giménez glichen noch im ersten Abschnitt auf 3:3 aus und gaben den Hausherren damit eine Denkaufgabe mit in die erste Pause.

Dass die Vogelsberger im zweiten Drittel kommen würden, war im Grunde genommen klar. Dass die Roten Teufel sich dadurch aber dermaßen aus den Positionen bringen ließen, hätten die Gäste wohl selbst nicht gedacht. Die Zuordnungen stimmten nicht mehr, die Pässe kamen nicht mehr an und die Puckkontrolle ging oftmals komplett verloren. Dies wussten die Hausherren mit ihren routinierten Kräften natürlich zu nutzen, innerhalb von nur zwei Minuten schraubten sie das Resultat auf 6:3 in die Höhe, worunter sogar zwei Shorthander dabei waren. Hoffnung keimte bei den Kurstädtern noch einmal nach dem vierten Treffer durch Florian Flemming auf, die Luchse antworteten aber prompt mit zwei weiteren Toren und dem 8:4-Pausenstand.

Die Gastgeber verwalteten im letzten Abschnitt – in Anbetracht des anstehenden Finals einen Tag später – das Resultat und taten nicht mehr als nötig. Kräfte sparen hieß es hierbei für das große Endspiel gegen Kassel, so dass den Roten Teufel zumindest noch das letzte Tor der Partie durch Martin Peters vorbehalten blieb.

EC Lauterbacher Luchse – Rote Teufel Bad Nauheim 8:5 (3:3, 5:1, 0:1)
Tore:
1:0 (00:39) Grund, J. (Welser, Davidson)
2:0 (04:42) Hilgenberg (Knieling, Bruch)
3:0 (09:07) Bruch (Kuhn, Knieling)
3:1 (10:01) Stark (Rost, Flemming, L.)
3:2 (17:55) Rost (Pruden)
3:3 (18:42) Giménez (Flemming, F.)
4:3 (27:37) Welser (Hilgenberg) SH1
5:3 (28:04) Bruch (Kuhn, Davidson) SH1
6:3 (29:48) Schwab (Welser, Grund, J.)
6:4 (33:14) Flemming, F. (Franz, Giménez)
7:4 (35:08) Bruch (Kuhn)
8:4 (36:22) Bock (Spencer)
8:5 (56:25) Peters (Flemming, F., Stark) PP1
Strafminuten: ECL 16 / RTBN 8

Lauterbach: Grunewald – Andert, Davidson, E. Grund, Hilgenberg – Schütz, Welser, Knieling, Weitzer, Spencer, Schwab, Kuhn, Bruch, J. Grund, Bock
Bad Nauheim: Moll – Franz, Peters, Hampl, Naumann, Dämon – Sasek, Giménez, Stark, Pruden, Tretiakov, F. Flemming, Rost, L. Flemming

17 Sekunden vor dem Ende geschlagen und damit Platz drei trotz dreimaliger Führung gegen Bitburg verspielt

Im „kleinen Finale“ ging es einen Tag später somit gegen die Eifel-Mosel-Bären aus Bitburg, die im zweiten Halbfinale gegen Ligaprimus Kassel mit 1:5 den Kürzeren zogen. Wie schon in den Partien der Hauptrunde entwickelte sich von Beginn an eine umkämpfte Partie, in die die Roten Teufel durch Florian Flemming und dem 1:0 optimal starteten. Zwar machten die Rheinland-Pfälzer anfänglich einiges an Druck, der Führungstreffer war jedoch ein blitzsauber vorgetragener Konter der Wetterauer. Die nominellen Gäste wollten aber antworten: Ein Treffer der Bären in der 7. Minute wurde aufgrund eines Handpasses noch aberkannt, beim 1:1 durch Lenk (14.) hatte RT-Goalie Heß jedoch keine Abwehrchance, als der Torschütze plötzlich ganz frei aufgrund fehlender Zuordnung der RT-Abwehr vor ihm auftauchte. Jetzt waren die Kurstädter aber wachgerüttelt und ihrerseits gut in der Partie: es ergaben sich nach schnellem Kombinationsspiel drei dicke Torchancen, doch sowohl Tretiakov (15.) als auch Luis Flemming (18.) sowie Naumann (19.) ließen diese liegen, als drei Mal Bitburgs Torhüter Grahl zupacken konnte. Und es passierte vor der ersten Pause das, was immer dann passiert, wenn man die Chancen vorne liegen lässt: man kassiert einen Gegentreffer. So auch diesmal, als Golumbeck einen kapitalen Fehler von Giménez zum 1:2-Pausenstand nutzen konnte.

Martin Flemming erinnerte seine Akteure in der Pausenansprache noch einmal daran, dass man es nicht zu kompliziert machen, und dass man vor allem die schlittschuhtechnischen Vorteile ausnutzen sollte. Dies verinnerlichten die Roten Teufel offenkundig, denn im zweiten Drittel nahmen die Hessen das Heft in die Hand und kamen zum verdienten Ausgleich durch Florian Flemming, der nach einem Rebound das Hartgummi zum 2:2 einschieben konnte. Nicht ganz zwei Minuten später drehten die Roten Teufel durch U20-Spieler Peters mit dessen erstem Tor im Seniorenbereich das Resultat in eine 3:2-Führung, dem Lenk allerdings nur 32 Sekunden später den erneuten Ausgleich nach einem wiederholten Faux-Pas der Bad Nauheimer Defensive folgen ließ. Es war aber erneut Peters, der mit seinem zweiten Treffer in dieser Partie nach einem langen Pass von Lindemann ganz frei vor dem gegnerischen Profi abgezockt die dritte Bad Nauheimer Führung an diesem Abend klar machte, mit der es auch in die zweite Pause ging.

Was dann im letzten Drittel geschah, war mit Worten eigentlich kaum noch zu beschreiben – „Dramatik“ wäre hier wahrscheinlich passend. Die Roten Teufel hatten das Geschehen im Griff und erspielten sich Möglichkeiten, die Partie vorzeitig für sich klar zu machen. Aber war man nach einem 3-auf-1-Konter in der 49. Minute noch zu verspielt, rettete in der 50. Minute der Pfosten nach einem Lindemann-Schuss für die Eifel-Mosel-Bären. Bezeichnenderweise war es dann ein Bad Nauheimer Powerplay, das den Bitburgern in der 54. Minute den Ausgleich und damit noch einmal Oberwasser bescherte. Bad Nauheim war nun unsortiert und nervös, auch eine Auszeit sollte hier nicht mehr viel bewirken. Schlussendlich standen noch 17 Sekunden auf der Uhr, als Golumbeck den letzten Angriff der Partie mit dem 5:4-Siegtreffer an Heß vorbei über die Linie drückte. Dass man gerne den dritten Platz in der Endwertung mitgenommen hätte, das merkte man den niedergeschlagenen Roten Teufel nach dem Schlusspfiff deutlich an. Hängende Köpfe, Enttäuschung pur und die Erkenntnis, dass man diese Partie nicht hätte verlieren müssen. „Aber auch hieraus lernen wir, nächste Saison machen wir dann den nächsten Schritt. Es war eine verrückte Spielzeit mit vielen Aufs und Abs, wir sind eins der wenigen Teams, das alle Partien in dieser Corona-Saison bestritten hat. Darauf bin ich stolz – und damit auch auf meine Mannschaft“, so Martin Flemming abschließend.

Rote Teufel Bad Nauheim – Eifel-Mosel-Bären 4:5 (1:2, 3:1, 0:2)
Tore:
1:0 (04:57) Flemming, F. (Hampl)
1:1 (13:25) Lenk (Rietz)
1:2 (18:58) Golumbeck
2:2 (28:44) Flemming, F. (Peters, Flemming, L.)
3:2 (30:26) Peters (Flemming, F., Rost) PP1
3:3 (30:58) Lenk (Burdekin)
4:3 (34:42) Peters (Lindemann) PP1
4:4 (53:13) Lenk (Janega) SH1
4:5 (59:43) Golumbeck (Berens, Lenk)
Strafminuten: RTBN 6 / EMB 10

Bad Nauheim: Heß – Franz, Peters, Hampl, Lindemann, Naumann – Kail, Giménez, Stark, Tretiakov, Flemming, F., Rost, Flemming, L.
Bitburg: Grahl, Hirtz – Janega, Berens, Hillgärtner – Lenk, Arend, Johnson, Farber, Burdekin, Rietz, Gulbronson, Föhr, Golumbeck

Lauterbach holt sich den Titel

Hessenliga-Meister wurden übrigens die gastgebenden Lauterbacher Luchse, die sich im Finale im Penaltyschießen gegen die bis dahin verlustpunktfreien Kassel 89ers (abgesehen von corona-bedingten Spielwertungen) mit 3:2 (1:1, 0:1, 1:0/1:0) durchsetzen konnten. Somit haben die Roten Teufel zumindest den Trost, im Halbfinale gegen den späteren Meister ausgeschieden zu sein.