(cb) Eine am Ende zwei bis drei Tore zu hoch ausgefallene 3:9 (1:3, 1:2, 1:4)-Niederlage kassierte das Hessenliga-Team am Sonntagabend beim ungeschlagenen Tabellenführer EJ Kassel 89ers, womit die Kurstädter trotz eines Minikaders (10 Feldspieler) gegen ein starkes Aufgebot der Heim-Mannschaft vor 289 (!) Zuschauern in der Kasseler Eissporthalle keine zweistellige Gegentoranzahl hinnehmen mussten, was in dieser Saison bisher nur dem Zweiten aus Lauterbach gelang (die Luchse kassierten in ihren bisherigen zwei Partien auch jeweils neun Gegentore). „Kompliment an meine Mannschaft, die sich sehr gut verkauft hat. Bei Kassel macht halt die erste Reihe mit den Ex-Profis den Unterschied aus, aber wir haben gut gekämpft und wenn wir in einigen Situationen aufmerksamer gewesen wären, wäre das Resultat nicht so deutlich ausgefallen“, sagte ein trotz des Endstandes zufriedener RT-Coach Martin Flemming nach dem Schlusspfiff.

Den Bad Nauheimer Trainer erreichte tags zuvor die Absagen von gleich fünf Akteuren, so dass die Wetterauer den Weg nach Nordhessen mit gerade einmal zwei Blöcken antraten, während die Hausherren auf die Ex-DEL2- und Oberliga-Spieler der Huskies – z.B. Alexander Engel, Derek Dinger, Stefan Heinrich oder Lasse Bödefeld – zurückgreifen konnten und damit einiges aufboten, was Rang und Namen im Kasseler Hessenliga-Eishockey hat. Nicht umsonst ist es in der laufenden Spielzeit bislang noch keiner Mannschaft gelungen, die 89ers zu besiegen, und als nach gerade mal 12 gespielten Sekunden der Puck nach dem Schuss von Lasse Bödefeld zum ersten Mal im Netz von RT-Goalie Nikas Heß landete, musste man schon Schlimmeres befürchten. Die Gäste bissen sich jedoch hinein in diese Partie, allerdings machten die Kasseler einen unglaublichen Druck vor allem durch die Ex-Profis Dinger und Engel, die das Geschehen aus der Abwehr heraus lenkten und antrieben. Folge war das 2:0 durch Böhm nach nicht ganz vier Minuten, aber die Roten Teufel hielten gut dagegen und kamen nach einer gewissen Akklimatisations-Phase zu zwei Möglichkeiten durch Florian Flemming und Dominik Kail, so dass auch Kassels Goalie Felix Michel Arbeit erhielt. Lohn der Bad Nauheimer Bemühungen war schließlich der Anschlusstreffer durch Marcel Rost in der 13. Minute. Die Hausherren antworteten aber prompt und stellten knapp eine Minute später erneut durch Bödefeld den alten Zwei-Tore-Abstand nach einem sehenswerten Spielzug wieder her.

In der Pause nahmen sich die Roten Teufel einiges für den Mittelabschnitt vor, denn man bot den 89ers gut Paroli und war trotz des kleinen Kaders absolut im Match. Aber wieder war es quasi der erste Angriff der Gastgeber, der nur 33 Sekunden nach Wiederanpfiff diesem Vorhaben nach dem dritten Treffer von Bödefeld erstmal einen Strich durch die Rechnung machte. Die Hausherren hatten sich ihrerseits in der Pause vorgenommen, das kleine RT-Team müde zu spielen, damit dieses die Gegenwehr irgendwann aufgeben würde. Der Plan schien aufzugehen, denn die 89ers machten entsprechend Druck und gingen durch Böhm auf 5:1 in Front. Die Wetterauer zeigten aber tolle Moral und vor allem sensationelle Paraden von Jaime Schinner, der absprachegemäß zur Hälfte der Partie für Heß zwischen die Pfosten kam. Man warf sich in die Schüsse der Gastgeber und Schinner war stets zur Stelle, wenn es brenzlig wurde. Die Gäste überstanden diese Phase ob des hohen Einsatzes ohne weiteres Gegentor und kamen ihrerseits zu einem förmlich hinein gearbeiteten Tor durch Martin Krau, der den Puck nach einigen Versuchen irgendwie zum 5:2-Pausenstand über die Linie drückte.

Drei Tore Rückstand gegen dieses starke Kasseler Team ist natürlich eine hohe Bürde, aber die Roten Teufel wollten in dieser Partie das Resultat so eng wie möglich gestalten. Es war jedoch die eigene Unkonzentriertheit, die dem Gegner ganze drei Tore schenkte – nämlich die Treffer in der jeweils ersten Minute eines jeden Drittels. So auch zu Beginn des letzten Abschnittes, als erneut Böhm mit seinem dritten Tor an diesem Abend nur 28 Sekunden nach Wiederbeginn einnetzen konnte. Der Wille der Gäste war dennoch nicht gebrochen, es fehlte allerdings die Durchschlagskraft im Spiel nach vorne. Hier hatten die Gastgeber ganz klar die Nase vorn, denn ihr Spiel von hinten heraus mit schnellen und klaren Pässen gepaart mit einem hohen Tempo sowie herausgespielten Torchancen war einfach sehenswert und hat fast schon höherklassiges Niveau. Je länger die Partie dauerte, umso schwerer wurden dann natürlich auch die Beine der Kurstädter, die einen Doppelschlag in der 55. Minute durch Dinger und Sinizin nicht verhindern konnten. Das Match war natürlich endgültig gelaufen und es entluden sich in der 57. Minute die Emotionen auf beiden Seiten in einem bis dahin sehr fair geführten Spiel, denn auch die Gastgeber waren nun mehr als aufgerieben von dem stetigen Dagegenhalten der Roten Teufel, was nach einem Handgemenge zu jeweils zwei Strafen auf beiden Seiten führte. Hier geht auch das Lob an Schiedsrichter Ralf Kubiak, der in dieser Situation Fingerspitzengefühl bewies. Als die Gastgeber kurz vor Ende eine weitere Strafzeit kassierten, nahm RT-Coach Martin Flemming eine Auszeit, um seinen Spielern noch einmal ein wenig Luft zu geben. Max Stark nutzte dies schließlich mit dem dritten Bad Nauheimer Treffer, der Schlusspunkt blieb aber den 89ers vorbehalten, als Engel fünf Sekunden vor der finalen Sirene den 9:3-Endstand erzielte, womit der Paradeblock der Gastgeber an stolzen acht der neun Treffer beteiligt war.

Bereits am kommenden Donnerstag, den 24.02.2022 ab 19.30 Uhr gibt es im heimischen Colonel-Knight-Stadion die Möglichkeit, den nächsten Versuch gegen die EJ Kassel zu wagen. Mit einem ähnlichen Auftritt wie in dieser Partie am Sonntagabend sowie der Aussicht auf einen größeren zur Verfügung stehenden Kader kann man sich auf ein weiteres interessantes Match mit dem Hessenliga-Team freuen, das in den letzten Spielen ansprechende Leistungen zeigte und das Ziel „Final Four“ nach wie vor fest im Blick hat. Vielleicht kann man ja sogar die Sensation schaffen und den 89ers als erstes Team Punkte abnehmen. Der Eintritt ist frei und für Speis und Trank ist gesorgt. Ein Besuch lohnt sich also und wenn es die Huskies-Fans schaffen, mit fast 300 Fans zum Hessenliga-Spiel ihres Teams zu kommen, dann sollten dies die Bad Nauheimer Anhänger doch allemal hinbekommen.

EJ Kassel 89ers – RT Bad Nauheim 9:3 (3:1, 2:1, 4:1)
Tore:
1:0 (00:12) Bödefeld (Böhm)
2:0 (03:35) Böhm (Langnese, Bödefeld)
2:1 (12:59) Marcel Rost (Flemming, Peters)
3:1 (14:06) Bödefeld (Langnese, Dinger)
4:1 (20:33) Bödefeld (Böhm, Dinger)
5:1 (26:59) Böhm (Dinger, Bödefeld)
5:2 (37:18) Krau (Naumann, Stark)
6:2 (40:28) Böhm (Bödefeld, Langnese)
7:2 (54:09) Dinger (Engel, Böhm)
8:2 (54:57) Sinizin (Kalb, Reschetnikow)
8:3 (58:26) Stark (Lindemann, Flemming) PP1
9:3 (59:55) Engel (Böhm, Bödefeld)
Strafminuten: EJK 8 / RTBN 8