Zwei Tage voller Spannung im französischen Alpenort Morzine haben ihren Gipfel im letzten Spiel gefunden. Selten ist eine Partie so hart umkämpft und so voller Leidenschaft geführt worden, wie dieses. In ihrem letzten Turnierspiel am Sonntag, 24. April um 17.15 Uhr trat unsere U9 gegen die Mannschaft aus Neuchâtel/Neuenburg an. Der Schweizer Nachwuchs hatte schon in all den Spielen zuvor gezeigt, auf welch hohem Niveau sie spielen.

Schon zuvor hatten unsere beiden Trainer, Headcoach Murat Pak und Ingo Menzel, die Richtung vorgegeben: „Vergesst alles, was ihr gelernt habt. Dieses Spiel können wir nur über Kampf gewinnen“, gaben die beiden Trainer in der Kabine vor.

Tatsächlich wurde diese Partie in hoher Geschwindigkeit gespielt – und das obwohl unsere Jungs und Mädchen an diesem Tag schon fünf harte Partien in den Knochen hatten. Aber auch Neuchâtel hielt sowohl das Tempo wie auch den Druck in diesem Spiel hoch.

Beide Mannschaften erspielten sich ihre Chancen. Doch auf beiden Seiten waren sowohl die Defensive wie auch die Torhüter zur Stelle. Dann ging Neuchâtel in Führung. Und es war klar, dass uns diese starke Mannschaft nur wenige Chancen zum Ausgleich lassen würde. 21 Minuten 15 Sekunden dauerte jedes Spiel. Fast 21 Minuten lang hielt die Neuenburger Verteidigung unseren Angriffen stand. Dann kam kurz vor Abpfiff die große Erleichterung: Ausgleich. Alles war wieder offen. Allerdings brauchten wir einen Sieg, um uns den 4. Platz von 14 Mannschaften zu sichern.

Doch auch nach Abpfiff war das Spiel nicht zu Ende. Der französische Ausrichter des Turniers, der HC Morzine-Avoriaz, hatte in den Turnierregeln einen Passus vorgesehen, den deutsche Eishockeyteams nicht kennen: Die Schiedsrichter ahndeten Fouls nicht unmittelbar, sondern ließen das Spiel weiterlaufen und notierten sie. Nach Spielende gab es für jedes Foul einen Penalty, den der gefoulte Spieler ausführte.

Auch bei den Penalties stand es 1:1. Nauheim durfte seinen zuerst spielen. Unser Spieler lief und verwandelte ihn sicher. 2:1 lag Nauheim nun nach Toren vorne. Der Jubel war groß, das Spiel nicht zu Ende. Neuenburg hatte noch seinen Strafstoß gut. Der Spieler läuft an, läuft auf den Nauheimer Torwart zu – alle, Nauheimer wie Neuenburger und das Publikum, hielten den Atem an. Der Neuenburger schwenkt nach rechts, umläuft unseren Torwart, spielt kurz zurück und schiebt dann den Puck hinter die Torlinie.

Kurze Stille. Doch dann bewegte ein Schiedsrichter beide Arme waagrecht – das Tor zählt nicht, es war regelwidrig erzielt worden. Und dann bewegten auch die beiden anderen Schiedsrichter ihre Arme waagrecht. Damit war der Sieg beschlossen. Nauheim siegte mit 2:1.

Die Mannschaft ließ aufs Feld, als wäre es der Turniersieg gewesen. Gefühlt war es das auch. Es war der Schlusspunkt unter ein dramatisches intensives Wochenende, wie sie selbst im Eishockey selten sind.

Zwei Tage lang maßen 14 Mannschaften in Morzine, hoch oben in den französischen Alpen, ihre Kräfte, während noch ein paar Skifahrer und Snowboarder das letzte Schneewochenende dieser Saison genossen.

Mannschaften aus ganz Frankreich, aus den französischen Bergen wie aus Angers an der Loire, aus Avignon, Toulouse und Lyon, waren nach Morzine gereist. Auch drei Mannschaften aus der Schweiz und zwei deutsche Teams hatten sich auf den Weg gemacht. Neben den Roten Teufeln kamen die Löwen aus Frankfurt.

Am ersten Tag spielten in zwei Gruppen jeweils sieben Mannschaften gegeneinander. Sechs Spiele von 8.15 Uhr bis etwa 18 Uhr absolvierten die Kinder. Das war ein anstrengender Tag.

Doch unsere U9 zeigte Klasse und Konstanz. In fünf Spielen setzte sie sich gegen zum Teil starke Gegner durch. Nur dem späteren Gruppenersten, dem Team Bauer aus der Schweiz, musste sich unsere Mannschaft geschlagen geben und beendete den Tag auf dem zweiten Rang.

In unserem letzten Spiel an diesem ersten Tag konnten wir noch dem Eishockeyteam aus Frankfurt Hilfe leisten. Die Regeln sahen vor, dass die besten Drei in jeder Gruppe für die obere Gruppe qualifiziert waren, die am nächsten Tag den Turniersieg ausspielten. Für den siebten Platz wurden die beiden Mannschaften auf Rang vier in ihrer Gruppe verglichen. Die Mannschaft, die mehr Punkte erkämpft hatte, bekam den siebten Platz in der oberen Gruppe. Die übrigen sieben Mannschaften spielten am nächsten in der unteren Gruppe um Platz acht.

Am Ende unseres letzten Spiels am ersten Tag lagen wir mit 6:3 vor der Mannschaft aus dem französischen Alpenort Villard. Doch unser Gegner konnte dank seiner Penalties auf 6:5 verkürzen. Durch diese Niederlage stand Villard in seiner Gruppe mit 5 Punkten auf dem vierten Platz, während Frankfurt in seiner Gruppe den vierten Platz mit 6 Punkten belegte. Und so rückte Frankfurt hoch, Villard nicht.

Der zweite Tag brachte wieder sechs Spiele und war nicht nur körperlich anstrengender als der erste, sondern auch nervenaufreibender. Dieses Mal trafen nur noch schwere Gegner aufeinander, in einer Gruppe, in der jedes Team jedes andere schlagen konnte. Und so wurden die Spiele mit Leidenschaft und Kampfgeist ausgetragen. Die Roten Teufel setzten auf ihre Stärke: das Tempo hocuhalten und Vollgas-Eishockey spielen.

Doch die Gegner hielten dagegen, machten die Räume eng und ließen uns nur wenig Torchancen. Hinter dem Turniersieger Trois Chêne aus der Schweiz, Annecy und Neuchâtel erkämpfte sich Bad Nauheim schließlich den vierten Platz und beendete damit dieses hochklassige Turnier als beste deutsche Mannschaft.

Auch erspielte sich unser Team eine breite Anerkennung unter unseren Gegnern. Die Trainer aller Mannschaften wurden zu einer Abstimmung eingeladen, in der sie für den besten Torwart und für die vier besten Spieler des Turniers stimmen sollten, wobei sie nur Namen aus den anderen Mannschaften notieren durften. Unser Torwart wie auch ein Feldspieler stachen offenbar so hervor, dass sie von den anderen Trainern die meisten Stimmen erhielten. Damit stellte Bad Nauheim den besten Goalie und einen der besten vier Spieler des Turniers. Danke an die Trainer, die für diese beiden gestimmt haben.

„Das war ein ganz großes Turnier“, sagte Headcoach Murat Pak am Sonntagabend. „Unsere Mannschaft hat mit Herz und Leidenschaft gespielt und sich auch nach Niederlagen immer wieder zurückgekämpft. Ein ganz großes Kompliment an dieses Team, auf das ich nur stolz bin.“

Der HC Morzine-Avoriaz hat ein Turnier auf die Beine gestellt, das herausragte und dem gesamten französischen Eishockey Ehre machte. Einen ganz herzlichen Dank an den Turnier Loïc Gaydon und an seine vielen Helfer, Betreuer und Schiedsrichter, die in diesen beiden Tagen Herausragendes geleistet haben. Es war eine Freude, hier zu spielen.

Text: Christian Hiller von Gaertringen

Foto: Marc Rieger