Am kommenden Sonntag, den 29. September 2019 bestreitet die neu formierte Hessenliga-Mannschaft der Roten Teufel Bad Nauheim ihren Saisonauftakt mit dem Heimspiel ab 17.45 Uhr gegen den amtierenden Meister aus Kassel (Eintritt frei). Grund genug also, den neuen Coach der zweiten Mannschaft, Martin Flemming (früherer DEL-Profi und ehemals 2. Vorsitzender des Stammvereins des EC Bad Nauheim), in einem ausführlichen Interview zum aktuellen Stand der Saisonvorbereitung sowie den Zielen zur Spielzeit 2019/20 zu befragen.

Hallo, Martin. Am Sonntag startet auch das Hessenliga-Team in die neue Saison, Du stehst erstmals als Coach einer Seniorenmannschaft an der Bande. Wie kam es dazu und was waren Deine Beweggründe?

MF: „In erster Linie hat dies Zeitgründe. Ich war zuletzt als Trainer der U15 viel in Deutschland unterwegs mit Reisen über Hunderte Kilometer und teilweise auch mit Übernachtungen, dazu kamen noch vier Eistrainings die Woche. Das kann und möchte ich mir nicht mehr antun, gleichzeitig liegt mir aber die 1b-Mannschaft, in der ich lange Jahre selber gespielt habe, sehr am Herzen. Und nachdem sich im Sommer viele Rückkehrer und Spieler der Jahrgänge 1999, die jetzt aus dem Nachwuchs heraus sind und nicht den Sprung in eine Profimannschaft geschafft haben, bei uns gemeldet haben, um in der Hessenliga an den Start zu gehen, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen. Darüber hinaus sind auch viele Jungs im Kader, die ich von Klein auf her kenne, aber auch ‚alte Haudegen‘ wie Bernd Naulin oder Martin Prada, so dass wir eine gute Truppe beisammen haben. Ich möchte vor allem den jüngeren Spielern die Chance geben, auf dem höchstmöglichen Niveau zu trainieren und sich weiter zu entwickeln und wer weiß, vielleicht ist ja der eine oder andere dabei, der nächste Saison dann den Sprung in eine höhere Klasse schafft. Das ist mein Ansporn.“

Du hast die Rückkehrer angesprochen: wer ist alles wieder in Bad Nauheim und was hat sie zu ihrem Wechsel angetrieben?

MF: „Ich habe letzte Saison vor allem die hessischen Kontrahenten, wie z.B. Frankfurt oder Lauterbach beobachtet, bei denen ja einige Bad Nauheimer Akteure im Kader waren. Als Frankfurt quasi so gut wie als Absteiger feststand, haben wir frühzeitig Kontakt zu den Spielern aufgenommen und sie davon überzeugen können, wieder für ihren Heimatverein auf das Eis zu gehen, zumal wir hier diese Saison was reißen wollen. Ich freue mich sehr, dass wir Akteure wie Sören Franz, Michael Martaller, Dominik Kail, meinen Sohn Florian aber auch den zuletzt inaktiven Felix Müller oder Travis Pruden, der hier in der Region eine Ausbildung begonnen hat, wieder bei uns in Bad Nauheim begrüßen können. Aber auch die letztjährigen DNL-Spieler Ben Ehrentraut, Max Stark und Felix Schröer werden uns neben den bewährten Kräften noch mehr Durchsetzungskraft verleihen, so dass ich mir viel von dem Team erwarte.“

In früheren Jahren hat bei der zweiten Mannschaft das Sommertraining eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Hat sich auch dies in der Saisonvorbereitung geändert?

MF: „Ja, definitiv. In diesem Sommer haben wir zwei Mal die Woche auf freiwilliger Pflichtbasis (schmunzelt) trainiert, wobei die Beteiligung sehr gut war. Einige haben auf individueller Basis ihre Einheiten absolviert, nachdem sie in Fitnessstudios gegangen sind oder andere Möglichkeiten genutzt haben. Jeder ist aber seinem Plan nachgekommen, was auch zeigt, dass die Jungs bestmöglich in die Saison gehen wollen. Und auch in den Eistrainingseinheiten sind regelmäßig 15 bis 17 Mann sowie die Torhüter anwesend, was einen sehr guten Trainingsbetrieb und mir Planungssicherheit für die Einheiten ermöglicht. Dies hat auch das Testspiel beim klassenhöheren Titalanwärter Zweibrücken gezeigt, als wir beim 3:6 lange Zeit mithalten konnten, so dass sich die Einheiten da bereits ausgezahlt und bemerkbar gemacht hatten.“

In der Vergangenheit hat oft die Tiefe im Kader gefehlt, so dass doch einige Spiele mangels Anzahl an Spielern abgesagt werden mussten. Wie sieht das dieses Jahr aus?

MF: „Auf dem Papier haben wir 26 Spieler. Natürlich können nicht alle spielen, aber es sind auch nicht immer alle verfügbar. Dennoch haben wir ein Agreement getroffen, dass stets die bestmögliche Mannschaft ins Rennen geschickt wird, aufgrund von Ausfällen, Verletzungen etc. werden sicher alle ihre Einsatz-Möglichkeit bekommen. Ich musste sogar weiteren Anfragen von Spielern eine Absage erteilen, nachdem wir ausreichend Spieler im Kader haben. Nachdem man mitbekommen hat, wer bei uns alles auf das Eis geht, wollten nämlich einige ebenfalls dabei sein.“

Dadurch habt Ihr Euch beim Vorstand doch sicherlich Verhör verschafft, nachdem man besonders letztes Jahr darüber nachdachte, die 1b sogar ersatzlos abzuschaffen, oder?

MF: „Die Trainings- und auch die Spielbeteiligung waren oftmals suboptimal. Auch die sonstige Präsenz neben dem Eis, wie z.B. bei der Bergweihnacht, öffentliche Veranstaltungen, das Ableisten der in der Satzung vorgesehenen Arbeitsstunden etc. war leider nicht so, wie es der Verein benötigt hätte. Dies hatte den Vorstand veranlasst darüber nachzudenken, die sowie nur begrenzt zur Verfügung stehenden Eiszeiten lieber dem Nachwuchs zu geben, was ich auch durchweg verstehen kann. Wir haben aber mit dem Zuspruch zum jetzigen Hessenliga-Team ein Argument liefern können und auch die bisherige Trainingsbeteiligung tut das Ihrige dazu. Wir sind jetzt am Zug und müssen liefern, das ist den Spielern bekannt und bewusst. Ich habe dem Team gesagt, dass wir uns als Hessenliga-Mannschaft wieder in den Verein integrieren müssen. Wir wollen etwas aufbauen und entwickeln und für den Unterbau eine sportliche Alternative sein, damit man sich nach dem Nachwuchs nicht einer anderen Mannschaft anschließen muss, sondern hier vor Ort weiter seinem Sport auf dem bestmöglichen Niveau nachgehen kann. Darüber hinaus haben wir neben dem Eis einiges aufgebaut mit z.B. drei Betreuern, Organisationspersonal rund um die Heimspiele u.a. für Bewirtung im Vereinsheim, Pressearbeit etc., um semi-professionelle Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Kommen wir zur neuen Hessenliga-Saison: was ist Euer Saisonziel?

MF: „Ganz klar: wir wollen Meister werden. Uns ist bewusst, dass das ein auf den ersten Blick hehres Ziel ist, aber es ist klar formuliert. Wenn dies so passieren sollte, dann müsste man abwarten, was in den Ligen drumherum geschieht. Der Meister hat gemäß Durchführungsbestimmungen jedenfalls ein Aufstiegsrecht in die Regionalliga NRW, aus heutiger Sicht sicherlich sportlich ein Anreiz, aber vielleicht ergäben sich dann ja auch noch andere Möglichkeiten. Nun wollen wir aber erstmal diese Saison absolvieren und da haben wir am Sonntag mit Kassel gleich den amtierenden Meister zu Gast, der sicherlich ein Wort bei der Titelvergabe mitsprechen wird.“

Wie sieht es mit dem Spielmodus aus?

MF: „Die Liga besteht dieses Jahr aus zwei Gruppen mit insgesamt 13 Mannschaften. Wir sind der Gruppe Nord mit insgesamt sechs Teams zugeordnet und spielen dort u.a. gegen Kassel und Lauterbach eine Einfachrunde – also 10 Spiele. Danach wird man sich im Januar gemeinsam an einen Tisch setzen und die weitere Vorgehensweise für die Endrunde festlegen. Je nachdem, wer an der nächsten Runde teilnehmen wird und kann, wird man den weiteren Modus beschließen. Wie auch immer dieser aber aussehen wird: um Meister zu werden, muss man Teams wie Bitburg, Kassel, Darmstadt und Co. schlagen – egal in welchem Modus.“

Am Sonntag kommt also gleich die EJ Kassel zum ersten Punktspiel ins Colonel-Knight-Stadion – ein Titelfavorit und der amtierende Meister. Was können die Zuschauer erwarten?

MF: „Das wird für uns eine Standortbestimmung in diesem ewig jungen Vergleich zweier Traditionsvereine. Kassel hat in seinem ersten Punktspiel 12:4 gegen Eintracht Frankfurt gewonnen, es spielen dort einige ehemalige DEL2- und Oberliga-Spieler mit, nicht umsonst sind sie letztes Jahr Meister geworden. Das Team kennt sich seit Jahren und hat an der Bande mit Milan Mokros und Matthias Kolodziejczak erfahrene Coaches, die über einen unglaublich hohen Eishockey-Sachverstand verfügen. Letzte Spielzeit konnten wir sie einmal schlagen, einmal haben wir verloren – von daher: alle Chancen vorhanden, ich bin jedenfalls zuversichtlich. Ich hoffe, dass uns die Fans unterstützen, zumal am Sonntag der EC spielfrei ist und unsere Heimspiele keinen Eintritt kosten. Vielleicht können wir gemeinsam mit den Fans etwas aufbauen, was dann auch potenzielle Sponsoren motiviert, uns zu unterstützen, um der zweiten Mannschaft noch mehr Möglichkeiten geben zu können. Es wäre ein Traum, wenn wir unserem ältesten Nachwuchs hier vor Ort die Chance geben könnten, unterhalb der DEL2 so hochklassig wie möglich Erfahrungen im Seniorenbereich sammeln zu können, ohne dabei zig oder gar Hunderte Kilometer zu einem anderen Verein fahren zu müssen.“

Vielen Dank für das Interview und Deine Zeit sowie alles Gute für die neue Saison.

Die Vorrunden-Heimspieltermine des Hessenliga-Teams der Roten Teufel 2019/20:
Sonntag, 29.09.2019, 17.45 Uhr: RTBN – EJ Kassel
Samstag, 02.11.2019, 17.45 Uhr: RTBN – Lauterbach
Donnerstag, 14.11.2019, 20.45 Uhr: RTBN – Eintracht Frankfurt II
Donnerstag, 28.11.2019, 20.45 Uhr: RTBN – IceDevils Bad Nauheim
Sonntag, 15.12.2019, 17.45 Uhr: RTBN – Wallernhausen

Startet mit seinem Team in die Saison:
RT-Coach Martin Flemming